
Zum 100. Todestag von Rosa Luxemburg

Erklärung des Einwohnervereins St. Georg von 1987 e.V. vom 21.10.2018
Der Einwohnerverein St. Georg beschäftigt sich seit seiner Gründung 1987 intensiv mit der Entwicklung des Stadtteils, insbesondere auch mit seinen „Brennpunkten“ Hauptbahnhof und Hansaplatz. Gut drei Jahrzehnte haben uns gelehrt, dass die vielfältigen globalen und sozialen Probleme, die sich in einem Hauptbahnhofviertel nun einmal im besonderen Maße niederschlagen, niemals durch allzu einfache Antworten oder eine rein lokale (z.B. auf den Hansaplatz begrenzte) Sicht gelöst werden können. Schon gar nicht durch eine einfache Verdrängungsstrategie, wie sie regelmäßig von konservativen und populistischen PolitikerInnen, flankiert durch eine in Teilen undifferenzierte, an der Oberfläche verbleibende Medienberichterstattung, eingefordert wird. Nichtsdestoweniger reicht nicht alleine der Verweis auf die Komplexität der Probleme, es müssen im Einzelfall und in der konkreten Situation auch Vorschläge her, die das Leben der Menschen verbessern und das Nebeneinander unterschiedlicher Personengruppen erleichtern.
Vor diesem Hintergrund bezieht der Einwohnerverein wie folgt Stellung.
Antrag des Einwohnervereins St. Georg von 1987 e.V. für den Text einer Erklärung des Stadtteilbeirats St. Georg. Auf dessen Sitzung am 29.3.2017 wurde er mit großer Mehrheit angenommen (vom gesamten Beirat mit ca. 50 : 5 : 1 Stimmen, von den stimmberechtigten Beiratsmitgliedern mit 12 : 1 : 1 Stimmen). Aus aktuellem Anlass erklärt der Stadtteilbeirat St. Georg: Eine Stadtteilgesellschaft wie St. Georg ist sowohl ein „Melting Pot“ (Schmelztiegel) wie auch eine „Salad Bowl“ (Salatschüssel). Hier treffen Menschen aller sozialen Schichten wie auch mit den verschiedensten kulturellen Hintergründen aufeinander, leben teils ihr eigenes Leben, kommen aber auch beständig in Kontakt mit anderen Gruppen von Menschen. Unser Ziel ist das einer offenen Stadtteilgesellschaft, in der die verschiedenen Lebensentwürfe nebeneinander Platz und Akzeptanz finden – ein Hauptbahnhofviertel ist ein Hauptbahnhofviertel ist ein Hauptbahnhofviertel, mit gut 10.000 BewohnerInnen, 40.000 Arbeitenden, täglich 600.000 Bahnhofsgästen und eben auch vielen Entwurzelten, Gestrandeten und Verarmten dieser oftmals keineswegs gerechten, humanen Welt. Gewalt darf gerade in einer weltoffenen Metropole und sowieso in einem Hauptbahnhofviertel kein Mittel der Auseinandersetzung bei Problemen und Konflikten sein. Gewalt hat aber auch etwas mit sozialen und psychischen Ursachen zu tun; deren Ausblendung führt zu falschen Konsequenzen und einer alleinigen Betonung repressiver Maßnahmen. Vor diesem Hintergrund erfüllt die Polizei eine wichtige und oftmals auch schwierige Aufgabe. Wir BewohnerInnen und Gewerbetreibenden erleben deren Einsatz als hilfreich und dem friedlichen Zusammenleben dienend. Wir haben viele positive Eindrücke und Erfahrungen, um die Arbeit der Polizeibeamtinnen und Polizeibeamten als GesprächspartnerInnen, DeeskaliererInnen und HelferInnen in der Not zu würdigen. Dafür sagen wir einfach mal Dankeschön! Wir möchten aber auch nicht die Augen davor verschließen, wenn es Ungereimtheiten oder Widersprüche bei dem einen oder anderen polizeilichen Einsatz, Kritik an bestimmten polizeilichen Strategien oder etwaigen diskriminierenden Praktiken gibt. Polizei gehört als Institution ebenso wie das individuelle polizeiliche Verhalten einer allgemeinen Transparenz und einer öffentlichen Kontrolle unterstellt – das ist einer der Grundpfeiler der demokratischen Gesellschaft. Allzu schnelle Vorab-Verurteilungen und das Schüren von Ressentiments – in welcher Richtung und von wem auch immer – sind unter allen Umständen zu vermeiden, schon um das friedliche Miteinander nicht zu gefährden. |
Antrag des Einwohnervereins St. Georg von 1987 e.V.
für die Sitzung des Stadtteilbeirats St. Georg am 26.9.2018,dort beschlossen (die Punkte 1, 2 und 4 einstimmig, der Punkt 3 gegen die Stimme des St. Georger SPD-Vertreters)
Betr.: Fortführung und Ausweitung des Stadtteilbeirats St. Georg 2019
Der Stadtteilbeirat St. Georg ist das älteste Beteiligungsgremium Hamburgs, das auf eine durchgängige Entwicklung seit 1979 zurückblicken kann. Bis Ende 2014 traf sich der Stadtteilbeirat zehnmal jährlich, dann strich der Bezirk Hamburg-Mitte die Mittel nach 35 Jahren drastisch zusammen. Seitdem gibt es kein Büro vor Ort mehr, die Arbeitskapazitäten sind stark beschnitten, der Stadtteilbeirat tagte von 2015 bis 2017 nur noch sechsmal im Jahr. Ende 2017 erfolgte ein weiterer Abbau der BürgerInnenbeteiligung, das Geld wurde erneut gekürzt, so dass für 2018 nur noch fünf Sitzungen vorgesehen waren (davon gerade mal zwei für das gesamte zweite Halbjahr). Mehr denn je hat sich in den vergangenen Jahren und besonders 2018 erwiesen, dass wegen der zu geringen Zahl der noch immer recht gut besuchten Zusammenkünfte des Stadtteilbeirats viel zu wenig Zeit für die Erörterung aller anstehenden und wichtigen Fragen vorhanden ist.
Der Stadtteilbeirat St. Georg möge beschließen:
St. Georg, den 26.9.2018