Mit großem Erschrecken habe ich die Nachricht von der Neuausrichtung des Stadtteilbeirats gelesen. Ich habe durchaus Verständnis dafür, dass es Mitglieder und Besucher gibt, die den Eindruck haben, dass einige Mitglieder die Diskussionen dominieren und viele Fragen stellen. Allerdings muss man dabei wissen, dass diese Mitglieder für ein großes Netzwerk im Stadtteil sprechen, dessen Mitglieder unterschiedlichster Herkunft und unterschiedlicher Anbindung an Stadtteilinstitutionen sind.
Dieses Netzwerk hat in der Vergangenheit immer wieder Menschen in Notlagen unterstützt und durch die Beobachtung der Aktivitäten im Stadtteil manchen Missstand benannt. Für die betroffenen Bewohner*innen des Stadtteils war dies nicht nur tatkräftige Hilfe, sondern auch mentale Unterstützung!
Der Umzug der Buchhandlung Wohlers wäre ohne die tatkräftige Unterstützung der vielen Helfer dieses losen Netzwerks nicht möglich gewesen.
Als der Vermieter in der Danziger Straße 41 beschloss, die Schornsteine der Mietwohnungen abzubauen, um die Mieter zu bewegen, auszuziehen, wurden sie durch Herrn Schwarz unterstützt, der teilweise zu Gerichtsterminen begleitete und durch seine Anwesenheit auch mentale Unterstützung leistete.
Als das Spielplatzhaus an der Danziger Straße geschlossen und abgerissen werden sollte, wurde die Elterninitiative, die es erhalten und renoviert hat, von Jana Topp, einem Mitglied des Netzwerks, beraten und bei der Antragstellung an den Verfügungsfonds unterstützt.
Auch der Verlust der Ladenflächen von drei Einzelhändlern und den Räumen der Contact Bar wurde von Mitgliedern des Netzwerks mit Kundgebungen und anderen Aktionen der Solidarität in die Öffentlichkeit gebracht.
Der bevorstehende Abriss eines Mietshauses in der Brennerstraße und der damit verbundene Verlust von Wohnraum sorgt nicht nur für Protest seitens des Einwohnervereins sondern auch von Seiten anderer Bewohner*innen des Stadtteils.
Frau Lill schreibt, dass eine Verjüngung und multikulturelle Ausrichtung des Stadtteilbeirats angestrebt wird. Andererseits gibt es immer weniger Migrant*innen in St Georg, weil der Wohnraum immer teurer wird. Was auch durch Maßnahmen wie den Abriss des Hauses in der Brennerstraße befördert wird. Ferner soll der Stadtteilbeirat jünger werden. Aber auch hier gibt es das Problem, dass Wohnungen für junge Familien rar sind. Wenn es tatsächlich ein Interesse an einer Verjüngung und einer stärkeren Berücksichtigung von Migrant*innen gibt, sollte die Politik dafür sorgen, dass diese Bevölkerungsgruppen nicht aus dem Stadtteil verdrängt werden, sondern entsprechender Wohnraum geschaffen wird.
So erscheint dieses neue Konzept als ein Versuch, den aktiven Menschen im Stadtteil die Stimme zu nehmen und die Leistungen ihres informellen Netzwerks herabzuwürdigen. So sollte man nicht mit Menschen umgehen, die sich für andere einsetzen. Auch wenn es manchmal anstrengend ist, mit vielen Fakten konfrontiert zu werden, muss es andere Möglichkeiten geben, ehrenamtliche Arbeit durch Mitbestimmung zu würden.
Susanne Rautenberg, Vertreterin der Schulen im Stadtteilbeirat