Antrag des Einwohnervereins St. Georg von 1987 e.V. für die Sitzung des Stadtteilbeirats St. Georg am 28.9.2022. Der Antrag wurde einstimmig angenommen.
Deutschland befindet sich in einer akuten Energieversorgungskrise, über deren Ursachen sicher unterschiedliche Auffassungen bestehen. Auf jeden Fall droht dies: Zusammen mit der bei ca. 8 Prozent angelangten Inflationsrate werden sich möglicherweise zigtausende Haushalte im bevorstehenden Herbst/Winter keine ausreichend gewärmte Wohnung mehr erlauben können oder wegen ausbleibender Zahlungsfähigkeit mit Stromsperren konfrontiert sein. In dieser Situation kommt es auf vernünftige, schnelle und umfassende Maßnahmen zur Reduktion von überflüssiger Energieverschwendung an, zum Schutz und zwecks Aufrechterhaltung der Versorgung der Bevölkerung, insbesondere mit Blick auf diejenigen Haushalte, die eh schon mit wenig Geld auskommen müssen und der Explosion der Gas-, Öl- und Strompreise weitgehend ausgeliefert sind.
Eine wichtige und sofort umsetzbare Maßnahme wäre es, alle überflüssigen, kontraproduktiven und schädlichen Energieschleudern sofort ein- und abzustellen. Dies gilt beispielsweise für nutzlose Beleuchtungskörper, nächtens erhellte Schaufenster und digitale Werbeanlagen. Jede digitale Werbeanlage im 18/1-Format (etwa 3,50 x 2,50 Meter), von denen in St. Georg viele Dutzend stehen, verschlingt im Jahr so viel wie bis zu 10,5 Ein-Personen-Haushalte (Bürgerschafts-Drs. 22/9057 vom 23.8.2022). Absolute Energieschleudern sind auch Bürogebäude, deren zumindest nachts leere Etagen rund um die Uhr beleuchtet werden, wie dies für die Hochhäuser von „EOS Deutscher Inkasso-Dienst GmbH“ (Steindamm 71) und „Lloyd Fonds“ (An der Alster 42) gilt.
Die BürgerInnen werden immer massiver vonseiten der Politik aufgefordert, Strom zu sparen, die Heizung herunterzudimmen und am besten kalt zu duschen. Die naheliegenden Schritte mit enormer energieeinsparender Wirkung werden allerdings von der Verwaltung nicht angegangen. Das muss sich ändern. Es ist fünf vor zwölf.
Der Stadtteilbeirat möge daher beschließen:
- Das Bezirksamt Hamburg-Mitte wird aufgefordert, sich bei den betreffenden Firmen EOS und Lloyd dafür einzusetzen, wenigstens nachts und pronto die Beleuchtung abzustellen.
- Das Bezirksamt wird ersucht, schnellstmöglich eine Arbeitsgruppe zu bilden oder MitarbeiterInnen damit zu betrauen, nach überflüssigen, abstellbaren Energieschleudern im Hauptbahnhofviertel Ausschau zu halten und Maßnahmen zu deren Ab- oder Einstellung auf den Weg zu bringen. In enger Zusammenarbeit mit örtlichen Gruppen könnte gerade das lichtüberflutete und -verschmutzte St. Georg der erste Stadtteil im Bezirk sein, der sich dieser klimapolitisch wichtigen und energieeinsparenden Herausforderung stellt und damit seinen Beitrag leistet, die Energieversorgung der Menschen im Herbst/Winter zu sichern.
- Startpunkt für diese Aktion á la „St. Georg spart überflüssig vergeudete Energie“ könnte an dem Tag (um fünf vor zwölf) sein, wenn in Bälde – wie gefordert – die sonnenbetriebene Uhr auf dem Carl-von-Ossietzky-Platz wieder in Betrieb gesetzt wird (s. dazu den anderen Antrag des Einwohnervereins).
- Der Stadtteilbeirat St. Georg unterstützt das Anliegen der vor kurzem gestarteten „Volksinitiative Hamburg Werbefrei“ (https://www.hamburg-werbefrei.de/), die Zahl der in Hamburg auf rund 4.000 angewachsenen digitalen Werbeanlagen drastisch zu reduzieren, um damit Energie einzusparen, die Lichtverschmutzung zu reduzieren und für mehr Sicherheit zu sorgen, z.B. an bestimmten Straßenkreuzungen, wo solche Anlagen mit Sichtbehinderungen einhergehen (mehr dazu in dem diesem Antrag beigefügten Papier der Volksinitiative Hamburg Werbefrei).